· 

Gedanken über Trennung und Loslassen

Das Loslassen von Menschen ist ein Prozess, gefüllt mit den verschiedensten Gefühlen und Fragen. Denn eins ist sicher, für den, der verlassen wird, ist es immer überraschend. Überraschend deshalb, weil er/sie die Zeichen im Vorfeld nicht erkannt hat oder weil es keine Anzeichen gab, da der, der die Trennung vollzieht, andere Signale gesendet hat.

 

Derjenige, der geht, hat im Vorfeld schon seine Prozesse durchlaufen. Es ist der letzte Schritt, dies zu verbalisieren. Der Verlassene, hat dies alles noch vor sich.

 

Da erscheinen plötzlich Gefühle wie Enttäuschung, Unverständnis, Traurigkeit, Wut, Leere, um nur einige zu nennen - die Palette der Gefühle ist riesengroß. Dann kommen Fragen nach dem warum, wieso und weshalb.

Warum ist es so schwer, den Menschen ziehen zu lassen und ihm auf seinem Weg alles Gute zu wünschen?

Aus meiner Erfahrung lautet die Antwort, weil es so lange nicht geht, bis wir uns mit unseren Gefühlen auseinandergesetzt haben. Schließlich ist es das Liebgewonnene und Vertraute, dass einem von einer auf die andere Sekunde genommen wird. Wie in einem Katapult wird man ohne Vorwarnung aus seiner Komfortzone geschleudert. Dieser Moment, wo das Alte nicht mehr existiert, fühlt es sich an, als ob man in einem luftleeren Raum schwebt. Der Boden wird einem unten den Füßen weggezogen. Wenn man dann mit voller Wucht wieder auf die Erde knallt, kommt der Schmerz. Der Schmerz aus Enttäuschung, Wut, Traurigkeit etc. Dann die Fragen nach dem warum und wieso, da man der irrigen Meinung ist, dass die Antworten einem den Schmerz über den Verlust nehmen.

 

Meiner Meinung nach, hilft nur eines, sich mit seinen Gefühlen ganz bewusst auseinander zu setzen. Sie zu fühlen und anzuerkennen, ihnen jedoch nicht das Ruder zu überlassen. Und immer wieder zu versuchen, hinter diese aufgewühlte Persönlichkeit zu blicken. Denn dort ist Frieden und Verständnis zu finden und die Gewissheit, dass alles aus einem ganz bestimmten Grund geschieht. Schafft man es diesen Frieden in die Persönlichkeit fließen zu lassen, wird es ruhiger und man erschafft seinen persönlichen Raum, in dem Heilung und (Selbst)Vergebung geschehen darf und in dem unser Ego sich austoben kann.

 

Es ist ein komisches Gefühl und gleichzeitig ein großartiges Geschenk, beides gleichzeitig zu erleben. Denn oft kennen wir doch nur das ein oder das andere. Doch beides existiert gleichzeitig – Krieg und Frieden. Sind wir uns dessen bewusst, geht das Pendel so schnell hin und her, dass wir beides gleichzeitig fühlen dürfen, bis wir in der Mitte ankommen, wo sich der Segen der Situation zeigt. Erst jetzt ist es überhaupt möglich, in Liebe loszulassen und den Raum für Neues freizugeben.

 

Die Intensität und wie lange dieser Prozess dauert, hängt von jedem selbst und der Situation ab. Bist du jemand der die Entscheidung trifft bei sich zu bleiben und hinzuschauen oder ist deine Entscheidung Krieg zu führen und einen Schuldigen zu finden? Oder bist du jemand, der seine Gefühle in eine Schublade steckt, um dem Schmerz aus dem Weg zu gehen?

 

Erst die Konfrontation und Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen leitet den Heilungsprozess ein.

Jeder hat das Recht auf ein glückliches Leben und die Entscheidung, mit wem er seinen Weg gehen möchte. Das Leben ist lebendig und das ist gut so. Wäre es starr und nicht fließend, wäre kein Wachstum möglich. Es wird immer Menschen geben, die nur einen Teil unseres Weges mit uns gehen. Wäre es da nicht schön, wenn man sich an die guten und beseelten Momente erinnert, als an die Art und Weise wie jemand gegangen ist oder seine Zeit nach dem warum verschwendet?

 

Ich habe entschieden ...

Ich habe mich entschieden,

dankbar zu sein für alles,

was du in mein Leben gebracht hast,

als voller Enttäuschung und Groll zurückzublicken.

Ich entscheide jetzt ...

Deshalb entscheide ich,

meine Gefühle auszuhalten

und mich zu hinterfragen:

 

Warum fühle ich mich gerade so?

Was kann ich daraus lernen?

Welcher Segen steckt in dieser Situation?

Ich bin dankbar ...

Gott sei Dank, bin ich nicht allein. Ich habe liebevolle Menschen um mich, die mich und das Toben meiner Gefühle aushalten, die mir zuhören oder mit mir schweigen, die mir Fragen stellen und Impulse geben, ohne mich zu belehren. An ihrer Seite kann ich ohne Angst und Scham wahrhaftig sein. Sie lieben mich, ohne dass ich irgendwie sein oder etwas erfüllen muss.

 

Das ist ein sehr, sehr großes Geschenk, für das ich mehr als dankbar bin.

Deshalb ...

Bleibe, solange ich dir guttue,

auch ich bleibe, solange du mir guttust.

 

Zu bleiben,

weil dir der Mut fehlt, zu gehen,

weil du Angst vor dem danach hast,

bringt niemanden weiter.

Es ist nicht erfüllend,

nicht beseelt und nicht wahrhaftig.

Es ist anstrengend, kräftezehrend,

raubt wertvolle Lebenszeit und Energie.

 

Mach dir keine Sorgen,

um meinen Schmerz,

er geht vorbei.

 

Namaste Birgit

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0