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MIT-FÜHLEN

Am Samstag habe ich darüber geschrieben, dass die letzte Woche Fragen in mir ausgelöst haben, die ich mir vorher noch nie gestellt habe. Vielleicht auch, weil ich mich nicht getraut habe?

 

Eine dieser Fragen war: »Sind wir Menschen wirklich dazu fähig, ehrlich und wahrhaftig mit jemandem mitzufühlen?«

 

Hier ein kleiner Auszug, meiner Gedanken dazu:

 

Ein indianisches Sprichwort sagt: »Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist.«

 

Gilt dies vielleicht nicht auch für Gefühle? 

Wie kann ich die Gefühle eines anderen verstehen oder sogar fühlen, wenn ich nicht in ihrer/seiner Situation bin? 

Ist es nicht vielmehr so, dass die Gefühle des Anderen wie ein Spiegel bzw. Trigger meiner eigenen Gefühle fungieren?

Ich frage mich, wie soll ich z. B. Freude darüber fühlen gerade Mutter geworden zu sein, wenn ich selbst keine Mutter bin?

Als empathischer Mensch nehme ich die Freude meines Gegenübers wahr und diese Freude, aktiviert vielleicht auch Freude in mir (Spiegel).

Freue ich mich jetzt wirklich und wahrhaftig für und mit dem anderen oder freue ich mich einfach, weil Freude auch ein Teil von mir ist? 

Ist der Mensch und das Ereignis dahinter egal? 

Geht es nur um Resonanzen?

Oder freue ich mich „nur“ darüber, dass der andere sich freut? 

Hängt es vielleicht sogar davon ab, wie nah mir der Mensch steht? Oder ist das egal?

 

Statt Antworten wirft jede Frage neue Fragen auf … brrr 😬

 

Jetzt wechseln wir ein wenig das Szenario. 

Ich selbst bin gerade traurig, weil mein Mann mich nach 20 Jahren Ehe verlassen hat. 

Jetzt kommt die beste Freundin und erzählt mir in überschwänglicher Freude, dass ihr Partner ihr soeben einen Heiratsantrag gemacht hat und sie im nächsten Jahr heiraten wird.

Ist es mir jetzt überhaupt möglich, mich wahrhaftig mitzufreuen?

Fungiert die Freude meiner Freundin als Trost, weil sie meine Freude aktiviert?

Oder triggert es eher, weil Freude die andere Seite der Traurigkeit ist?

Vielleicht sage ich: „Das freut mich“. 

Doch ist das die Wahrheit? 

Fühle ich das wirklich?

Oder sage ich das nur, weil ich denke, dass ich das fühlen würde, wenn ich gerade nicht so traurig wäre?

Oder weil ich denke, dass meine Freundin es erwartet, ich dies von mir erwarte, sie diese Erwartungshaltung ausstrahlt oder auch verbalisiert?

 

Ich denke gerade was für ein Spiel, spielen wir da nur?

Wir reden alle ständig über Wahrheit und Wahrhaftigkeit und dabei spielen wir uns alle selbst nur etwas vor. 

Warum tun wir das?

Vielleicht, weil wir es für uns selbst wünschen?

Wünschen wir uns nicht alle, mit unseren Gefühlen nicht allein zu sein?

 

Bei aller Verbundenheit sind wir doch alle auch Individuen. Und mit dieser Erkenntnis hoffe ich, dass ich das nächste Mal nicht oder weniger enttäuscht bin, wenn andere meine Gefühle gerade nicht oder vielleicht auch nie mit mir teilen können.

 

Es ist spannend und ich werde mich weiter beobachten. 

 

Wie gesagt, dies sind MEINE ganz persönlichen Gedanken dazu!!!! Es ist nicht wissenschaftlich, psychologisch fundiert oder das Ergebnis irgendwelcher Studien.

 

Wie denkst du darüber?

Sind wir Menschen wirklich dazu fähig, wahrhaftig mit jemandem mitzufühlen? 

Oder fühlen wir immer nur uns selbst?

 

P.S.

🔸️ Mein Mann hat mich nicht verlassen. Alle hier aufgeführten Szenarien sind nur hypothetisch. 

🔸️ Falls du meinen Beitrag von Samstag noch einmal lesen möchtest, HIER klicken!

 

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